źeromskistrasse Nr. 58

źeromskistrasse in einer Stadt vieler Stoffe /
In der entfernen Lodz, /
Was mache ich in der Jeromskistrasse /
Oder wie es meine Mutter in dieser /
Spassigen Sprache sagt –
“na źeromskiego”,
Dan was soll mein wandern dorthin
Denn was soll mir meiner Jugendzeit
In den Augen meiner Mutter
Lichtjahre entrückt,
Vierzig Jahren zurück
Von dem Land der heissen Winden.

Am ersten Herbstmorgen des Sturmtages
Des Jahres neununddreissig,
Goldener September,
Schon weiche Herbste
verdeckten
Die Wege mit Blättern
Im Park der nach Ponjatowski benannt,
Hinter Gewehrschloss
Und eisernen Toren
Janek, der Pförtner, Lächelt schon
Und steckt seinen Blick im dritten Geschoss.

Was habe ich mit Zeromski, mit der breiten Allee,
In einem Haus, das ich nie sah
Aber mir bekannt und nah
Wie in einer Wanderung der Seelen,
In dem meine Mutter, dünn und bleich
Hinter den weggezogenen Gardinen,
Kostet Angst wie eine schlechte Bodschaf.
Mit zitternder Hand deckt meine Grossmutter
Den Tisch, als wäre noch nichts passiert,
Und mit gefrorenem Gesicht
schenkt sie bleichen Tee ein
Ohne Zucker.
Unten
Eine Stadt wird Geister,
Als in dem Hohlraum
Nur der Nagelstiefel schlögt.
Opa weigert sich noch zu glauben
Als von gegenüber aus der Bäkerei
Im Berskihaus
Aufkommt der erste Schrei.

Frühling in der Zeromskistrasse,
Kirchglocken, schwerer Fliederduft
Im Park der nach Ponjatowski benannt.
Auf dem rechten meiner Mutter
Ein gelber Stern
auf dem Rücken ein schwerer Sack
Und dahinter Zeromskistrasse Schweigt
Blickt hinter den geschlossenen Lödenritzen
Auf die Vertreibung seiner Juden
Zu dem abgesperrten Ghetto.

Was tue ich noch in der Zeromskistrasse?
Dichte Totenstille überall
Als der Eisentor schliesst
Auf die Jugend meiner Mutter,
Auf alle Träume, auf tausendjahre
Goldener Blätterfal.

In den Steinhäuser
Alte Bücher und Kerzenleuchter,
Nussholzschrank kunstvoll geschnitzt,
Alles wie es war
Nur eine fremde Familie sitzt
Um denselben Tisch.
Ich weiss
Es stellt sich komisch vor,
Dass ich, die erste Generation zur Erlösung
So anders und so Angstlos frei,
Mich sehne
Nach all dem was meine Mutter verlor
Am Herbst am schönen Sonntagmorgen
In der zeromskistrasse achtundfünfzig.

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